Errungenschaften

Das Bild mit dem Kreuz...

Symbolisiert meine grösste Errungenschaft der letzten Jahre. Einige mögen sich vielleicht erinnern, wie ich zu Beginn dieses Blogs mal geschrieben habe, dass ich nur zu gerne einmal den Berg vor meiner Haustür erklimmen möchte, aber dass dies momentan nicht erreichbar zu sein scheint. Immer wieder schaute ich andächtig zu ihm hoch und sagte zu mir selbst: "Irgendwann... irgendwann...". Diesen Sommer hatte ich bereits ein weiteres Jahr abgeschrieben. Ich fühlte mich nicht bereit, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Zu gross war die Angst vor einer Niederlage. Doch dann vor zwei Wochen hörte ich einen entscheidenden Satz von meiner Freundin: "Du könntest es schaffen, mit genügend Zeit würdest du es bestimmt schaffen." Worte die sich in mein Hirn einprägten und Tage später immer noch als Echo darin widerhallten. Es liess mich nicht los. So packte ich an einem Donnerstag meinen Rucksack, zog meine Treckingschuhe an und startete um 9.00 mein Abenteuer. Aller Anfang ist schwer und so kämpfte ich mich den steilen Trampelpfad hoch, durchquerte Kuhweiden, kletterte über Stock und Stein bis ich nach einer Stunde die erste Alp erreichte. Der Wegweiser zum Gipfel drohte mit "Nur für gute Berggänger". Nicht gerade ein Attribut was zu mir passt, trotzdem nahm ich es in Angriff. "Umkehren kann man ja immer", meinte die Wirtin der Alp; was sich aber als zweifelhafte Aussage herausstellen sollte. So ging ich weiter, mittlerweile auf 1400 Meter über Meer. Noch 300 Höhenmeter vor mir. Der Pfad wurde immer enger und steiler und als ich den ersten Fels überquerte, mich festhaltend an den Eisenstangen die darin verankert wurden fragte ich mich oben angekommen: "Wie soll ich hier jemals umkehren können?" Es gab nur einen Weg: Nach oben. Einige weitere brenzlige Passagen folgten, Ketten, Seile, Eisen... Der Wegweiser hatte nicht gelogen. Nach zwei Stunden dann die Erlösung, ich passierte den Grat und sah von unten das Gipfelkreuz zirka 500 Meter entfernt. Mein Körper setzte Endorphine frei und trieb mich ungebremst nach oben. Um 12.15 erreichte ich mein Ziel. Nicht nur den Berggipfel, sondern mein langjähriges Ziel diesen Berg zu erklimmen. Von Glück erfüllt schaute ich auf die Ebene, die sich 1300 Meter unter mir erstreckte und sagte zu mir selbst: "Es stimmt, man kann alles im Leben erreichen wenn der Wille gross genug ist". Und genau mit diesen Worten verewigte ich mich im Gipfelbuch. Eine halbe Stunde verweilte ich auf 1703m ü M. Ich erinnerte mich wie ich vor einigen Jahren in Zermatt war auf 1600m ü M. und nicht mal spazieren konnte ohne ausser Atem zu geraten. Es hat sich wirklich etwas geändert...

Für den Abstieg wählte ich eine andere Route. Etwas flacher, aber auch kräfteraubend. Nach 5.5h hatte ich die Tour geschafft. Ich hatte mein Ziel erreicht. Ein Ziel, für welches ich drei Tage Muskelkater der übelsten Sorte gerne in Kauf nahm :-)

Das Bild mit dem Sherpa...

Ist eine weitere Bestätigung meiner momentanen Form. Seilparks sind in den letzten Jahre zum Trend in der Schweiz geworden. Mit Kletterausrüstung steigt man auf Bäume, sichert sich, überquert Drahtseile, Wackelpfade und rollte mittels Karabinerseilbahn über kleine Schluchten. Eine Aktivität, die durchaus körperlich anspruchsvoll ist, da man alle Muskel einsetzen muss. Ein Ganz-Körper-Workout unter freiem Himmel. Da ich mir nicht sicher war, ob ich nicht zum Bremsblock für nachfolgende Gruppen werden würde, haben wir einen Montagnachmittag für unseren Ausflug in die Bäume gewählt. Nach dem ersten Einsteigerparcour war mir klar, ich kann das durchaus schaffen. Und so flogen die drei Stunden nur so vorbei und ich fühlte mich wie ein kleiner Gorilla im Urwald. Wieder stellte sich ein Glücksgefühl ein und wieder büsste ich den nächsten Tag mit Muskelkater :-)

Lust auf Leben...

Diese Worte beschreiben wohl am Besten, wie es sich anfühlt solche Herausforderungen zu meistern. Die letzten Wochen verstärkten mein Gefühl, dass mein Zustand nicht nur stabil ist, sondern der Trend sogar leicht nach oben tendiert. Der einzige Dämpfer war eine weitere Lungenfunktionsprüfung im Spital. Sie will sich einfach nicht verbessern. Weiterhin dümpelt FEV1 irgendwo bei 30% vor sich hin. Es gibt aber einige grosse ABER. So habe ich es zum Beispiel nach acht Jahren geschafft endlich das Kortison abzusetzen. Kein Kortison mehr... Mein Arzt meinte nur: "Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass Sie jemals auf Kortison verzichten können". Und noch etwas konnte ich absetzen. Den zusätzlichen Sauerstoff. Seit 2008 habe ich einen Konzentrator zu Hause, welchen ich in der letzten Zeit immer seltenere benutzte. Die Blutgasanalyse hat eine Sättigung von 95% gezeigt und auch alles anderen Werte geben Anlass dazu, das Gerät nun endgültig zurück zu geben. Der schöne Nebeneffekt, die Stromrechnung wird bedeutend billiger werden :-) Des Weiteren hat sich auch die Knochendichte bedeutend verbessert (zum Teil +14%) und ist schon fast im Normbereich.

Zeit für eine kleine Zusammenfassung? Seit 16 Monaten bin ich nun auf Kalydeco. Auswirkungen: Keine Infekte, keine IV Therapien, keine Krankheitstage, kein Kortison mehr, keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr, bessere O2 Sättigung, besserer Ruhepuls, bessere Knochendichte... Da kann ich beim besten Willen nicht mehr dazu sagen. Die Entwicklung spricht für sich. Und wenn sich die Lungenfunktion nicht verbessern will - damit kann ich leben. Und ich habe "Lust auf Leben...."

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