Der Banker

Die Arbeit gefiel mir sofort gut. Den ersten meiner drei Praktikumseinsätze hatte ich am Schalter in Pfäffikon ZH. Ich wurde herzlich im Team aufgenommen und der Job bereitete mir grossen Spass. Während den sechs Monaten verlief mein Leben in geordneten Bahnen und meine rebellische Phase kam endlich zur Ruhe. Der Abschied Ende August 2005 fiel mir schwer und ich konnte mir kaum vorstellen, dass der nächste Einsatz ebenso gut sein konnte.

Meine nächste Station war das Investment Banking. Alles war viel hektischer, statt einem Bildschirm musste ich an deren drei arbeiten und statt Ruhe, unterbrochen von gelegentlichen Kundengespräche war ich nun in einem Grossraumbüro voll von Gesprächslärm und ununterbrochenem Telefongeklingel. Ziemlich stressig könnte man meinen, doch mir gefiel die stetige Hektik und ich fühlte mich wohl in diesem Irrenhaus. Die Arbeit machte mir grossen Spass und auch das Team war mit seiner lockeren, unverfälschten Art wie auf mich zugeschnitten.

Ich erfreute mich weiterhin einigermassen guter Gesundheit und musste der Arbeit so gut wie nie fern bleiben. So kam es dann auch, dass ich den Teamleiter von meiner guten Arbeit überzeugen konnte und er mir zu verstehen gab, dass er mich gerne nach meinem Praktikum ins Team aufnehmen wolle. Vorerst musste ich aber meinen letzten sechs monatigen Einsatz am Paradeplatz in Zürich absolvieren. Eine Erfahrung, auf welche ich gerne verzichtet hätte...

Die Wertschätzung in besagtem neuen Team am Hauptsitz war das genaue Gegenteil von dem, was ich bis jetzt erfahren durfte. Ich fühlte mich alleine und ungeschätzt und fragte mich des Öfteren, wozu ich eigentlich dort arbeite. Glücklicherweise war ich vorbereitet und wusste von dieser Atmosphäre bevor ich die Stelle antrat. So nahm ich das Ganze auch nicht persönlich. Es ist wohl einfach extrem hart wenn man in der Topliga spielt und gewisse Persönlichkeiten suchen genau diese Art von Herausforderung - ich zählte mich nicht dazu.

Langsam aber sicher machte sich meine Unzufriedenheit auch in der Gesundheit bemerkbar und der tägliche Weg vom Hauptbahnhof fiel mir immer schwerer, so dass ich zu guter Letzt für die paar hundert Meter regelmässig das Tram benutzte. Und es sollte nicht besser werden...