Wohl doch nicht so intelligent

Wenn meine Lernkurve am Anfang der Matura nach unten zeigte, dann verlief sie jetzt parallel zur Y-Achse im Koordinatensystem (senkrecht nach unten). Ich fühlte mich komplett überfordert und verstand von den unzähligen Mathematik- und Physikstunden gefühlte 2.8 Prozent. Und als dann die irrationale Zahlen mehr und mehr die Überhand in den Vorlesungen nahmen klinkte sich meine Intelligenz aus. Das überstieg schlicht und einfach meine Verstand (daher auch wohl der Begriff "irrational").
Ausserdem bemerkte ich erstmals in meinem Leben, dass mir der alltägliche Gang in die verschiedenen Hörsäle, beladen mit tonnenschweren Büchern, nicht mehr so einfach fiel. Ich liess mich allerdings nicht beunruhigen, denn abgesehen vom schweren Schnaufen fühlte ich mich ja immer noch fit.

Ein weiteres Problem widerspiegelte sich auf meinem Konto. Wenn man es gewöhnt ist, mehrere tausend Franken jeden Monat gutgeschrieben zu erhalten und auch den entsprechenden Lebensstandard führt, wird es schwierig sich wieder auf ein bescheidenes Studentenleben einzustellen. Zudem fehlte mir der Ausgleich zum Lernen und so nahm ich kurzer Hand einen Nebenjob als Pizzakurier an. Da mir dies wesentlich mehr Spass bereitete als mathematische Gleichungen zu lösen und komplexe phyiskalische Probleme zu analysieren investierte ich mehr und mehr Zeit ins ausliefern von Pizza und Pasta. Zeit die mir zum Lernen fehlte. Und ohne Lernen kann man an der ETH seine sieben Sachen wieder packen.
So beschloss ich mich dann im Sommer 2003 gar nicht erst an die Semesterprüfungen anzutreten und exmatrikulierte mich von "Elektrotechnik". Und wieder stand mir die schwierige Entscheidung an, was denn wohl ein geeigneter Studiengang für mich sei. Ich schrieb mich für Politologie an der Uni Zürich ein. Sechs Lektionen pro Woche, das sollte auch für mich machbar sein.